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Folge 12: LGBTQ+ Dokumentationen (Pride Month Special #2)

Es ist immer noch Pride Month! Deswegen stell ich euch heute zwei LGBTQ+ Dokumentationen vor, die ich diesen Monat geschaut habe.

Beide sind auf ihre eigene Art herzerwärmend und zugleich tragisch.

 

 

All in my Family (2019)

 

It’s funny how when you were young the truth is more important than anything else. Now as you get older, you feel that what’s important is not just truth, but also there are other things that are as important. For example other people’s feelings. As long as I don’t – […] I don’t have to live in a lie and also as long as … I’m not being denied to live the way I want to live my life.”

- Wu Hao

 

Die Dokumentation All in my family ist mit ihren gerade mal 40 Minuten kurz, aber doch sehr eindrücklich. Der chinesische Filmemacher Wu Hao lebt mit seinem Partner Eric in Amerika und gemeinsam bereiten sie sich gerade auf den nächsten großen Schritt vor: sie wollen gemeinsam eine Familie gründen.

 

Wu Hao ist der einzige Sohn seiner chinesischen Eltern. Deswegen wurde von Anfang an erwartet, dass er später einmal heiraten sollte, Kinder bekommen und so die Familie weiterzuführen. Dieser Erwartung steht in ihren Augen eine Sache im Weg: Wu ist homosexuell. Mit 20 Jahren rennt er von Zuhause fort, beginnt in Amerika ein neues Leben und findet in Eric seine große Liebe. Nun wollen die beiden Eltern werden. Seine Familie, vor allem seine Mutter, unterstützt diese Entscheidung nicht. Doch davon lassen sich Wu und Eric nicht abhalten und werden bald Eltern eines Sohnes und einer Tochter. Diese bringt Wu Hao ein Jahr später in sein Heimatland, damit seine Familie sie kennenlernen kann.

 

Die Dokumentation wirkt sehr lebensnah. So begleitet Wu zum Beispiel seine Familie ins Restaurant, filmt sie bei der Hausarbeit oder hält fest, wie der Vater von der Mutter ausgeschimpft wird.  Durch die persönliche Beziehung zum Filmemacher erscheinen die einzelnen Familienmitglieder offen und ehrlich, sie sprechen frei über ihre Gefühle und Meinungen. Seine Mutter zögert nicht, darüber zu sprechen, wie schwierig es war, die Homosexualität ihres Sohnes zu akzeptieren oder, dass sie nicht glaubt, dass „Leute wie er“ Kinder kriegen sollten.

 

Es werden interessante Themen angeschnitten, die viele nicht-heterosexuelle Menschen vermutlich kennen. Das Gefühl, nicht den Vorstellungen der Eltern zu entsprechen, das Coming-out, das Unverständnis der Familie, aber auch die Freude, endlich ein glückliches und offenes Leben führen zu können.

 

Das zentrale Thema ist aber die Familie. Es werden zwei verschiedene Familien präsentiert – eine „konventionelle“ und eine „unkonventionelle“. Die Dokumentation begleitet das Paar auf ihrer Kinderwunsch-Reise: es werden die Leihmütter interviewt und ins Krankenhaus begleitet, und auch die ersten Monate ihrer Kinder festgehalten. Aber auch all die anderen Beziehungen (Mutter-Sohn, Vater-Sohn, Großvater-Enkel) werden in all ihren Facetten beleuchtet.

 

All in my family behandelt zwar ernste Themen, ist aber trotzdem ist stellenweise sehr witzig. Die Dokumentation arbeitet viel mit Musik und geschickten Schnitten, um diese lustigen Momente hervorzuheben. Generell kann man sagen, dass die Stimmung des Films nicht allzu schwer ist, auch wenn man definitiv mit Wu leidet.

 

Die Dokumentation ist ein kurzer und doch tiefer Einblick in das Leben eines homosexuellen Mannes, der mit seinem Partner eine eigene Familie starten möchte. Sie zeigt die Freuden, aber auch die Hürden, die damit einher gehen. Gleichzeitig bekommen die Zuschauer*innen einen Einblick in eine Familie, die nicht nur aus einer anderen Kultur kommt, sondern für die es auch schwierig ist, die wahre Identität ihres Sohnes zu akzeptieren.

 

Hier findet ihr einen Trailer!

 

 

 

Eine geheime Liebe (2020)

 

Man: You kinda broke the rules your whole life.

Terry: Yes I have! (laughs) That’s why I’m happy.  No regrets. I would do it all over again. I think love is love, and that’s the most important thing.

 

Jahrzehntelange dachten alle, Terry und Pat wären nur sehr gute Freundinnen – doch dann erfahren ihre Familien, was enge Freunde schon lange wussten. Pat und Terry waren die ganze Zeit eigentlich in einer heimlichen Liebesbeziehung. Produzent ist  Ryan Murphy, der sich zuvor durch bekannte Projekte wie Eat Pray Love, Glee und American Horror Story einen Namen gemacht hat.

 

A Secret Love springt in der Zeit hin und her. Die Rahmenhandlung bildet die Suche der beiden Frauen nach einem neuen Heim. Sie werden langsam zu alt, um ohne Hilfe in ihrem gemeinsamen Haus leben zu können und schauen sich deshalb, mit Hilfe von Terrys Nichte Diana, nach einem passenden Altersheim um. Gleichzeitig werden sowohl ihre Lebens- als auch ihre Liebesgeschichte erzählt. Untermalt mit zahlreichen Bildern und Videoaufnahmen bekommen die Zuschauer*innen einen tiefen und persönlichen Einblick in ihre turbulenten und ereignisreichen Leben. Terry war beispielsweise Spielerin in der All-American Girls Professional Baseball League – Baseball-Liga der Frauen, auf der der Film Eine Klasse für sich basiert.

 

Da Pat und Terrys Leben von ihren Kindheitsjahren an erzählt wird, bekommt man einen guten (wenn natürlich nur selektiven) Einblick darin, wie es die letzten 70 Jahre war, homosexuell in Amerika zu sein: von homophoben Eltern über Razzien in Schwulenlokalen bis hin zur Legalisierung von gleichgeschlechtlichen Ehen. Diesen kurzen geschichtlichen Überblick fand ich sehr informativ. 

 

Was mir gleich positiv aufgefallen ist, ist wie lebensnah und echt auch diese Dokumentation wirkt. Zum einen werden viele alltägliche Momente gefilmt, wie ein Essen mit Freunden oder ein Besuch der Familie. Gleichzeitig ist die Kamera aber auch in sehr intimen Momenten dabei, wie ein großer Streit zwischen Nichte Diana und Pat über die Wohnsituation. Es tut fast schon weh, diese Szene anzuschauen, weil sie so real ist und ich mit beiden Seiten mitfühlen kann. Das führt mich zu meinem zweiten Punkt: mir war Pat zum Großteil der Dokumentation sehr unsympathisch – und das ist auch gut so. Dadurch wurde mir klar, dass ich hier einer echten Lebensgeschichte eines realen Menschen folge – einer Person, die nicht perfekt ist. Das hat den Film für mich sehr eindrücklich gemacht.

 

My Secret Love ist um einiges langsamer und ruhiger als All in my family und doch kann mich nicht anders als berührt sein von diesen zwei alten Damen (ja, ich habe mich für Pat erwärmen können – ihre Liebe für Terry ist einfach herzerweichend). Diese Dokumentation geht ans Herz und es kann gut sein, dass Zuschauer*innen ein paar Tränen verdrücken werden (ich habe es definitiv getan).

 

Schaut euch doch mal den Trailer an!

 

Abschließendes Fazit

Diese Dokumentationen sind zum Teil sehr unterschiedlich – sowohl stilistisch als auch thematisch. Und doch teilen sie zwei zentralen Themen: Liebe und Familie. Beide verdeutlichen, wie wichtig es ist, so lieben zu können, wie man möchte, und dass die Familie eine unglaubliche Stütze sein kann. Auch zeigen beide Filme, welche Hindernisse den jeweiligen Paaren im Weg zu ihrem Glück stehen. Beide enden mit einer positiven, wenn auch bittersüßen Note. 

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