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Vorträge, Konzerte, Filme, Theater, Sprachkurse, Bücher, Feste, Reisen, Jugendcamps, Schulprojekte – alle Programme des d.a.i. Tübingen haben die USA sowie die transatlantischen Beziehungen im Fokus. Das frühere Amerika-Haus feierte im Juni 2022 sein 70-jähriges Bestehen und präsentierte von Mai bis Juli ein vielfältiges Programm zum Geburtstag.
Better Together! Das Jubiläums-Motto verweist zuallererst auf die jahrzehntelange Freundschaft zwischen den USA und Deutschland und bekräftigt gleichzeitig die europäische Idee, von der die Deutschen aktuell ebenfalls enorm profitieren. Ganz konkret bezieht es sich auch auf die vielfältige Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Partnern und Förderern auf Bundes- und Landesebene, in der Region und vor allem lokal vor Ort.
Das d.a.i. in Tübingen hat eine lange traditionsreiche Geschichte und war über die Jahrzehnte hinweg immer eine wichtige kulturelle Größe im Herzen der Tübinger Kulturlandschaft, zunächst als US-finanziertes Amerika-Haus. Nach dem Start am 20. Juni 1952 als kleiner Leseraum in den Räumen der Museumsgesellschaft, war die Begeisterung und der Zulauf der Tübinger Bevölkerung so groß, dass neue, zentral gelegene Räume in der Nähe der Neckarbrücke angemietet werden mussten. Neben einem Veranstaltungssaal für 100 Personen gab es hier auch die erste öffentliche Bibliothek Tübingens mit Freihand-Ausleihe von deutsch- und englischsprachigen Büchern und Schallplatten – neben den kostenlosen Kultur- und Bildungsangeboten ein wichtiger Schritt hin zu einer offenen, freien, demokratischen Gesellschaft.
Im Zuge eines großangelegten Programms zur Redemokratisierung der deutschen Bevölkerung nach dem zweiten Weltkrieg hatten die US-amerikanischen Besatzer ab 1946 zunächst in der amerikanischen Zone (Heidelberg und München) und später deutschlandweit sogenannte Amerika-Häuser eingerichtet und komplett finanziert – insgesamt über vierzig. Dort sollten sich die Deutschen, die aufgrund der Propaganda des Nationalsozialismus wenig über die USA und die westliche Welt wussten, frei und unabhängig von Ideologie über amerikanische Kultur, Politik und Lebensweise informieren können.
Die Bevölkerung der Universitätsstadt Tübingen nahm das Angebot dankbar an und strömte in großer Zahl zu den Veranstaltungen. Auch die vielen Kooperationen in der Provinz, z.B. mit Volkshochschulen, waren extrem erfolgreich. Die rollenden Bücher- und Filmmobile des Amerika-Hauses versorgten regelmäßig auch den ländlichen Raum bis zum Bodensee und so verzeichnen die Dokumente des damaligen US-Direktors nach den ersten zehn Jahren die beeindruckende Zahl von 1,3 Millionen Besuchern von 2.150 Veranstaltungen, 20.000 Filmvorführungen und 1,1 Millionen Ausleihen von Medien. Bis Mitte der 60er Jahre spielte das Amerika-Haus tatsächlich die stärkste Rolle im Tübinger Kulturleben - insbesondere die Jugend war extrem dankbar für die Begegnungen mit den lässigen Amerikanern und der freiheitlich-lockeren Atmosphäre vor Ort. Der American Way of Life wurde Bestandteil der deutschen Nachkriegskultur.
Nach dieser enormen Investition, die auch dafür sorgte, dass die Deutschen im Kalten Krieg auf der richtigen Seite landeten, änderte sich in den folgenden Jahrzehnten Schritt für Schritt sowohl die Organisation – es entstand ein gemeinnütziger Trägerverein, die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Tübingen e.V. – als auch die Finanzierung. Die Amerikaner zogen sich immer weiter aus der Verantwortung für die Häuser zurück und in den 80er Jahren hieß es dann „mission accomplished“: Die Deutschen kennen und lieben die USA. Seitdem werden die Deutsch-Amerikanischen Institute (oder Zentren) von deutschen Direktor*innen geleitet und sind von deutschen Fördergeldern wie auch von selbst erwirtschafteten Einnahmen, etwa durch Sprachkurse, abhängig. Nur elf Einrichtungen haben diesen Wandel überdauert, davon liegen vier in Baden-Württemberg. Ein zwölftes Haus wurde kürzlich in Leipzig gegründet, das erste im Osten der Bundesrepublik.
Auch die Haltung der Deutschen zu den USA und zu ihren Einrichtungen veränderte sich im Lauf der Zeit – aus der Begeisterung wurde häufig Skepsis und mitunter kam es auch in Tübingen zu Protesten, beispielsweise gegen den Vietnamkrieg. 1981 wurden die Räume in der Karlstraße sogar für zwei Nächte besetzt und eine (kleine) Bombe soll im Hinterhof gezündet worden sein. Nach den Anschlägen von 9/11 wiederum wurden reichlich Blumen vor dem Haus abgelegt und in der Wahlnacht 2008 vergossen etliche Tübinger*innen Freudentränen über Barack Obamas Sieg – Rolle und Reputation des d.a.i. Tübingen in der universitär geprägten Stadtgesellschaft sind weiterhin im Fluss.
Hier finden Sie eine kürzere Fassung aus den Tübinger Blättern (2002).
Hier finden Sie das Kapitel "Little America" aus dem Band "Culture to go", Hrsg. von Ute Bechdolf und Kaspar Maase (Tübinger Vereinig. f. Volkskde; 2005)
Im Rahmen unseres Jubiläums fand eine Gesprächsrunde mit Expert*innen zum Thema "Vom Amerika-Haus zum d.a.i. Tübingen" statt.
1. Das d.a.i. Tübingen bietet allen Bürger*innen von Stadt und Landkreis Tübingen, der Region Neckar-Alb bzw. des Regierungsbezirks Tübingen umfassende und differenzierte Informationen über die USA sowie über die deutsch-amerikanischen bzw. die europäisch-amerikanischen Beziehungen an. Dazu organisiert es ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm, das zum besseren Verständnis der Ideale und Werte und der Kultur beider Länder beiträgt und stellt der Öffentlichkeit eine überwiegend englischsprachige Bibliothek zur Verfügung.
2. Das d.a.i. Tübingen trägt dazu bei, dass Deutsche und Amerikaner*innen sowie Angehörige anderer Nationen Kontakte knüpfen können. Zum einen wird die Begegnung und der Austausch zwischen Deutschen und Amerikaner*innen vor Ort aktiv vom d.a.i. gefördert, zum anderen bietet das d.a.i. eine fundierte Beratung für Auslandsaufenthalte an. Darüber hinaus veranstaltet das Institut eigene Studien-, Sprach- und Fortbildungsreisen in die USA.
3. Um den interkulturellen Austausch zu ermöglichen und zu intensivieren, bietet das d.a.i. Tübingen Sprachtraining in Englisch, aber auch in Spanisch und in Deutsch als Fremdsprache ausschließlich durch Muttersprachler an. Das Programm umfasst Angebote für alle Altersgruppen und Kenntnisstufen.
Eine Leitfunktion bei den Angeboten des d.a.i. Tübingen ist das Kennenlernen und Verstehen der amerikanischen Kultur sowie das qualifizierte Erlernen der englischen und spanischen Sprache. Zudem wird ausländischen Mitbürger*innen das Erlernen der deutschen Sprache ermöglicht. Gelungenes Lernen definiert das Institut im Sprachkursbereich, in den Vorträgen und Workshops wie auch bei den Studien- und Fortbildungsreisen als die Erweiterung des Wissens, die Erhöhung der Kompetenzen sowie die Vergrößerung des Handlungsspielraums der Teilnehmer*innen. Damit einhergehend sind der Prozess des Lernens selbst, die Bildung der gesamten Persönlichkeit wie auch die Verbesserung der Berufschancen der Teilnehmer*innen für das d.a.i. von großer Bedeutung. Lernen am d.a.i. ist immer ein kooperatives und handlungsorientiertes Projekt von Lehrenden und Lernenden, mit festgelegten Zielen und in einem Kontext, der das Lernen bestmöglich unterstützt.
Das d.a.i. stellt dazu ein umfangreiches Kurs- und Weiterbildungsangebot bereit, das von individueller persönlicher Beratung, professionellem Lehrpersonal, angenehmer Lernatmosphäre und abschließender Evaluation der angestrebten Lernziele flankiert wird.
Hier finden Sie den aktuellen Jahresbericht 2023
Weitere Jahresberichte können Sie ebenfalls einsehen:
Deutsch-Amerikanisches Institut Tübingen
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