Vortrag von Prof. Dr. Thomas Meyer, LMU München. Wie überlebt man in Zeiten von Krieg und Ausgrenzung als Geflüchtete? Hannah Arendt erlebte als deutsche Jüdin zu Zeiten des Nationalsozialismus Ausgrenzung, Verhaftung und Flucht. 1938 wurde sie vom nationalsozialistischen Regime ausgebürgert und war staatenlos. Ihre Erfahrungen führten zu politischem Aktivismus und dem Versuch die Ereignisse durch wissenschaftliche Forschung zu analysieren und kommentieren. In „Wir Flüchtlinge“ plädiert sie gegen Assimilation und für ein Selbstbewusstsein unter Flüchtlingen und in „Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft“ untersucht sie gemeinsame politische Merkmale von Stalinismus und Nationalsozialismus. Arendts politisches Verständnis unterschied sich von dem vieler Wissenschaftler*innen ihrer Zeit und sie vertrat ihre Meinungen bereits als junge, aufstrebende Wissenschaftlerin mit Selbstsicherheit und scharfem Verstand. In seinem Vortrag wirft Meyer einen umfassenden Blick auf Arendts Leben und Werk und präsentiert seine neue Biografie über die intellektuelle Ikone.
Prof. Dr. Thomas Meyer wurde an der LMU München promoviert und habilitiert. Nach zahlreichen Stationen im In- und Ausland lehrt Meyer Philosophie in München. Schwerpunkt seiner Forschungen bildet das 20. Jahrhundert. Vor der Studienausgabe der Schriften Arendts (Piper, München 2020ff.) hat er die Texte „Wir Flüchtlinge“ (2015) und „Die Freiheit, frei zu sein“ (2018) ediert.
In deutscher Sprache
Ort: d.a.i.-Saal
Eintritt: frei
In Kooperation mit dem Weltethos-Institut, dem Frauenbuchladen Thalestris und der Geschichtswerkstatt Tübingen e.V.
© Foto: Andreas Hornoff/PIPER