I always wonder if it’s better to bury two bodies in one place or spread them around. I’m sure there’s a right answer, but I never want to meet the person who knows it.” — Joel
Bei der Hitze, die uns gerade zu erdrücken scheint, ist es manchmal schwer, sich für lange Zeit auf den komplizierten Plot einer Serie oder eines Filmes zu konzentrieren. Ich präsentiere hiermit die kurzweilige Lösung in Form der Sitcom Santa Clarita Diet.
Sheila und Joel Hammon sind Immobilienmakler und leben zusammen mit ihrer Tochter Abby in Santa Clarita, Kalifornien (ein echter Ort, btw). Doch eines Tages wird ihr normales, aber langweiliges Leben auf den Kopf gestellt: Sheila übergibt sich und erbricht dabei ein fremdes Organ, sie verliert ihren Appetit für alles außer rohes Fleisch und ihr Herzschlag ist nicht mehr zu erahnen. Der Nachbarsjunge Eric sieht nur eine einzige Erklärung – Sheila ist ein Zombie. So weit, so schlimm. Doch dann kostet sie zum ersten Mal Menschenfleisch und ihr ist klar, dass ab jetzt nichts anderes mehr ihren Hunger stillen wird. Doch wo soll ein Vorstadtpärchen regelmäßig frisches Menschenfleisch herbekommen?
Das klingt jetzt erstmal nach dem perfekten Set-up für eine Horrorserie. Aber tatsächlich handelt es sich hierbei um eine sehr unterhaltsame und kurzweilige Sitcom … plus Blut und Gedärme. Es ist tatsächlich ziemlich witzig, den Hammons dabei zuzuschauen, wie sie versuchen eine normale Familie zu sein, die halt zufällig nebenher noch Menschen finden muss, die Sheila verspeisen kann – vor allem, weil sie sich zu Beginn relativ tölpelhaft anstellen. Aber natürlich wird dabei auch groß der moralische und menschliche Konflikt thematisiert, der dieser unglücklichen Situation automatisch innewohnt.
Die Serie ist großartig besetzt: Sheila wird von Drew Barrymore (E.T.; 3 Engel für Charlie) gespielt, die sie trotz ihrer Blutlust zu einer liebenswerten und sympathischen Frau macht. Joel wird großartig von Timothy Olyphant (Justified; Fargo) gespielt, der den überforderten aber hilfsbedürftigen Vater und Ehemann perfekt verkörpert. Auch alle anderen Charaktere, z.B. die Tochter Abby und der Nachbarsjunge Eric, überzeugen sowohl durch komödiantisches Talent als auch durch emotionalen Tiefgang. Zusätzlich gibt es u.a. Gastauftritte von Nathan Fillion (Castle; Firefly) und Joel McHale (Community).
Etwas, dass ich an der Serie sehr schätze, ist, dass sie (neben iZombie) einmal einen neuen Blickwinkel auf das ganze Zombie-Sein bietet. Normalerweise sind Zombies entweder die dummen Bösewichte, oder jemand wird mitten in einer Zombieapokalypse gebissen und muss sich in dieser dystopischen Welt mit den Folgen auseinandersetzen. Doch Santa Clarita Diet thematisiert, was es für eine Vorstandmutter und ihre Familie bedeuten würde, wenn sie plötzlich nicht mehr am normalen Familienessen teilnehmen kann und fürchten muss, dass ihr irgendwann alle Gliedmaßen abfallen, oder sie im Hunger über ihre Tochter herfällt. Mit dabei sind natürlich die Vorstadtklassiker, wie z.B. die über-neugierigen Nachbarn, der aufbrausende Chef und die pubertierende Tochter. Doch im Herzen handelt es sich hierbei um die eine Liebesgeschichte zwischen Sheila und Joel, die versuchen, sich als Paar nicht zu verlieren, auch um ihrer Tochter ein gutes Leben zu bereiten. Sie sind aber trotz ihrer außergewöhnlichen Lage immer noch ein verheiratetes Paar, dass sich darüber streitet, wer den Deckel der Tupperdose verloren hat oder warum unbedingt die Garage in ein Büro umgewandelt werden musste.
Was ich ebenfalls sehr witzig finde, ist, dass die Serie regelmäßig Geschlechterrollen umdreht. Seit ihrer Wandlung ist Sheila selbstbewusst und will ihr Leben in vollen Zügen auskosten. Sie ist auch diejenige, die die meisten körperlichen Aufgaben übernimmt (z.B. potenziellen Mahlzeiten hinterherrennen). Joel, auf der anderen Seite, ist der Sensible, der sich viele Gedanken darüber macht, wie unmoralisch doch ihre ganze Situation ist. Eine ähnliche Dynamik lässt sich auch bei Abby und Eric finden: Abby will unbedingt ihre Familie unterstützen und sucht dafür nach dem größtmöglichen Messer, während Eric eher ängstlich ist und sich mit seinem großen „Nerd“-Wissenschatz durch diese neue Welt navigiert.
Leider wurde die Staffel nach der dritten Staffel gecancelt und musste somit vorzeitig enden. Ich weiß nicht, ob die Serienmacher*innen vorab davon wussten, denn die Serie endet auf einem halben Cliffhanger, was sehr schade ist. Dennoch finde ich, dass sie die Serie gut genug enden lassen, dass es dem ganzen Sehvergnügen nur wenig Abbruch tut (ich empfehle einfach die letzten 5 Minuten auszulassen, dann hat man ein zufriedenstellendes Ende).
Es gibt jedoch zwei Dinge, die ich während dem Schauen nicht empfehlen würde: Zum einen würde ich nebenher nicht essen, wenn man einen sensiblen Magen hat, denn die Serie hat schon grafische Darstellungen von Blut, Gedärmen und Erbrochenen. Es nimmt im Laufe der Staffeln etwas ab, aber appetitlich ist nicht. Zum anderen würde ich davon abraten, die deutsche Synchronisation zu schauen. Ich weiß nicht warum, aber ich finde, dass die meisten Netflix-Synchronisationen nicht besonders gut sind. Die Stimmen passen meiner Meinung nach nicht wirklich zu den Charakteren. Ein Großteil des Humors der Serie beruht zudem auf den Dialogen und wie diese rübergebracht werden. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie schafft die Synchro es nicht, den Ton des Originals zu treffen und somit geht viel Charme der Show verloren. Also schaut es lieber mit deutschen Untertiteln.
Diese Serie ist perfekt für jeden, der sich schonmal gefragt hat, wie es wäre, plötzlich als Zombie in einer verschlafenen Vorstadt aufzuwachen. Durch die Laufzeit von nur 30 Minuten ist es die perfekte, kurzweilige Unterhaltung, die durch witzige Charaktere und geniale Dialoge überzeugt. Aber Vorsicht, nichts für Zartbesaitete und Leute mit einem schwachen Magen.
Schaut doch mal in den Trailer hinein!
Die ganze Serie findet ihr auf Netflix.
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