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Folge 21: Athlete A

Trigger Warning: grafische Beschreibung von sexuellem Missbrauch

 

Knapp ein Jahr ist es her, dass ich eine eine Folge Previously On… über die Mini-Serie Filthy Rich, die sich um Epstein und seinen Missbrauchsskandal dreht, geschrieben habe. Seitdem ist einiges passiert: Epsteins langjährige Partnerin Ghislaine Maxwell wurde verhaftet und für schuldig befunden und weiterhin treten Frauen und Männer an die Öffentlichkeit, um moralisch korrupte und schädliche Strukturen in vielen Bereichen des (öffentlichen) Lebens aufzudecken. Gerne würde man denken, dass dies seit der #metoo Kampagne ein Problem der Vergangenheit ist, doch das ist leider nicht so. Um Leute erneut anzuregen, sich mit diesem schwierigen Thema auseinanderzusetzen, stelle ich Euch heute die Dokumentation Athlete A vor, welche sich mit einem großen Missbrauchsskandal beschäftigt, der sich im amerikanischen Olympia-Turnerinnen-Team zugetragen hat.

 

One coach was shown to have abused a young gymnast after the USA Gymnastics had been warned about him years earlier. In the file, one complaint said, “This coach needs to be put in a cage before he rapes somebody.” Uh, USA Gymanstics did nothing.

 

Diese Doku thematisiert den Missbrauchsskandal um den Arzt Larry Nassar und die Organisation USA Gymnastics, die seine und die Missbräuche Anderer kontinuierlich vertuscht hat. Dabei folgt man einer aktiven und drei ehemaligen Turnerinnen, die von ihren Erfahrungen und ihrem Kampf um Gerechtigkeit berichten. Zusätzlich erzählen Journalist*innen und Anwält*innen wie es ihnen letztendlich gelang, die Machenschaften aufzudecken und Nassar und USA Gymnastics zu Fall zu bringen.

 

There were predators everywhere […] Uh but more broadly, emotional and physical abuse was actually the norm, and we were all so beaten down by that … um, and made so obedient that, when we knew that there was a sexual abuser in our midst, we would never say anything. We were just … we felt utterly powerless.

 

Die Dokumentation zeigt sehr gut auf, wie es Nassar und anderen Trainern so leicht gemacht wurde, junge Turnerinnen über Jahrzehnte hinweg zu missbrauchen. Eines der großen Probleme sind die Atmosphäre und Toxizität in der Gymnastik (zumindest bei USA Gymnastics). Es wird erklärt, wie es in den 70er Jahren einen Trendwechsel gab, der dafür gesorgt hat, dass junge Mädchen anstatt erwachsener Frauen das (olympische) Turnen dominiert haben und wie dieser Wechsel Tür und Tor für verbalen, physischen, psychologischen und sexuellen Missbrauch geöffnet hat. Ein weiterer wichtiger Faktor, der das laut der Doku noch verstärkt hat, ist zudem eine Grundhaltung der USA:

 

We love winners in this country. This is a competitive country. We consider ourselves the best in the world at everything. Right? But this notion that we would sacrifice our young to win … I think disgusts us a little. We would have never have said that that was the case. You know, in other sports, the athletes are adults. They can reasonably make choices about what they want. I don’t think that is true in gymnastics.

 

Besonders auf der emotionalen Ebene hatte diese Dokumentation eine sehr große Wirkung auf mich. Zum einen ist es sehr bewegend, die Turnerinnen zu sehen und zu hören, wie sie von ihren Erfahrungen im Detail berichten. Das man ein Gesicht zu der Geschichte hat, macht es umso eindrücklicher. Es macht einen auch noch wütender, wenn sie davon erzählen, wie sehr sie das Turnen geliebt haben und wie ihnen diese Freude von den Leuten genommen wurde, denen sie am meisten vertraut haben. Ich glaube auch nicht, dass jemand unberührt bleiben kann, wenn viele der Frauen, die Opfer von Larry Nassar wurden, endlich die Möglichkeit bekommen, vor Gericht gegen ihn auszusagen und ihre Geschichte zu erzählen.

 

Die Dokumentation überzeugt zudem durch ihre Machart. Es werden viele verschiedene Menschen aus verschiedensten Bereichen interviewt und somit ein umfassendes Bild der Geschehnisse geliefert. Wenig überraschend ist wohl, dass die Leute, die angeklagt werden, sich nicht haben interviewen lassen. Zum Ausgleich spielt die Dokumentation Aufnahmen aus ihren Verhören und Gerichtsverhandlungen ein. Auch wird viel Videomaterial von Gymnastik-Wettbewerben und verschiedenen Olympischen Spielen eingeschnitten, sodass die Zuschauer*innen einen guten Eindruck von dem Sport bekommen.

 

Ich habe nicht viel an der Dokumentation auszusetzen. Zeitweise kann die Abfolge der wichtigen Geschehnisse etwas verwirrend sein, doch es wird am Ende noch einmal ein kurzer Überblick über die wichtigsten Geschehnisse und Entwicklungen gegeben.

 

Eine bewegende und aufwühlende Dokumentation, die aufzeigt, wie es überhaupt zum Missbrauch so vieler junger Turnerinnen kommen konnte. Zudem wird gezeigt, wie toxisch die Welt des gymnastischen Leistungssportes sein kann und wo Erfolg und Medaillen über das Wohl der Athletinnen gestellt werden. Es handelt sich definitiv nicht um leichte Kost und ich bin mir sicher, dass die Zuschauer*innen aufgrund der zahlreichen Ungerechtigkeiten und der Nachlässigkeit der Verantwortlichen zeitweise vor Wut kochen werden. Trotzdem glaube ich, dass es wichtig ist, sich weiterhin mit diesem schwierigen Thema zu beschäftigen und Athlete A ist eine von vielen guten Dokumentation zu den Folgen sexuellen Missbrauchs.

 

Hier findet ihr den Trailer!

Die ganze Dokumentation könnt ihr euch auf Netflix anschauen.

Weitere Informationen findet ihr zudem auf athleteafilm.com.

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